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HORNISSEN – Zu Unrecht verfolgt und von der Ausrottung bedroht!
Hornissen im Haus – Was sie tun können
Sollten Sie einen Hornissenbau in Ihrem Haus oder in der Nähe Ihres Hauses, zum Beispiel in einem Vogelnistkasten entdecken, so freuen Sie sich darüber! Sofern Sie die Tiere nicht reizen, das Nest erschüttern oder heftige Bewegungen machen, gehören sie zu den wenigen Menschen, die das bereits allein durch seine Größe besondere und seltene Tier einmal in Ruhe und aus nächster Nähe betrachten können.
Viele naturbewusste Menschen leben bereits mit Hornissen unter einem Dach, ohne dass dies zu einem Problem führt. Hängt das Nest an einer für Sie ungeschickten Stelle, kann es mit Brettern oder Fliegendraht leicht verkleidet oder Flugschneisen hergestellt werden. Auf diese Weise können Sie die Anflugrichtung der Hornisse steuern. Haben sie trotzdem Bedenken oder befindet sich der Bau an einer von Ihnen überhaupt nicht tolerierbaren Stelle, so entfernen Sie die Tiere niemals mit Feuer oder Insektiziden! Bevor Sie die Schädlingsbekämpfung rufen, wenden Sie sich an „Friedrich Kach“! Er berät sie gerne kostenlos unter der Telefonnummer (0463) 73556 oder 0650/5545455.
Da die meisten Völker erst im Spätsommer entdeckt werden, ist es oft besser, einfach bis zum natürlichen Absterben der Hornissen im Herbst zu warten. Lassen sie wenn möglich den von den Hornissen geräumten Bau bis zum Frühjahr hängen. Oft befinden sich nämlich noch Käfer einer seltenen, auf Hornissenbauten spezialisierten Art darin, die den Bau als Überwinterungsplatz nutzen.
Aus dem Hornissenleben
Der Hornissenstaat mit normalerweise einigen hunderten Tieren ist wie alle Wespenstaaten einjährig. Im Spätherbst sterben „Arbeiterinnen und Männchen" sowie die alte „Königin“ ab. Nur die jungen, vollentwickelten und meist begatteten Weibchen überwintern im Erdreich oder im morschen Holz, um dann im nächsten Frühjahr einen neuen Staat zu gründen. Nur zufällig und selten besiedeln sie dabei die Nistplätze vom Vorjahr. Wenn aber daneben noch Platz für ein neues Nest ist, nützen sie nicht den Bau vom Vorjahr.
Ihre Nester mit horizontal angeordneten Waben bauen die Hornissen aus zerkautem Holz in den Höhlen großer Laubbäume ruhiger Wälder und Waldrändern, also in Gebieten, die auch auf den Menschen eine große Anziehungskraft ausüben. Leider sind diese natürlichen Lebensräume (Biotope) und Nistmöglichkeiten so dezimiert, dass die Hornissen auch relativ oft leere Bienenwohnungen, Dachböden und (die für diese Nutzung viel zu kleinen) Vogelnistkästen beziehen, und zwar bevorzugt in den grünen Siedlungsrandgebieten mit einem großen Anteil an Obstbäumen. Das einjährige Leben eines Hornissenvolkes erreicht seinen Höhepunkt im Spätsommer. Dann ist es am stärksten. Man wird auf diese Tiere also meist erst kurz vor der natürlichen Auflösungsphase des Volkes aufmerksam.
Die Hornissen ernähren sich selbst zwar von Nektar, Obst- und Pflanzensäften, ihre Nachkommenschaft füttern sie jedoch mit lebend erbeuteten Insekten und deren Larven. Ein Hornissennest in der Größe eines Fußballes verbraucht am Tag ca. 500 Gramm Insekten. Hierzu fangen sie auch große wehrhafte Insekten, wie zum Beispiel Libellen, Bremsen, Heuschrecken, Fliegen und Wespen, und erfüllen damit wichtige Regulationsaufgaben im Artengefüge der Natur.
Vom richtigen Umgang mit Hornissen
Wer Hornissenvölker beobachten will, sollte sich zuvor mit ihrem Verteidigungsverhalten vertraut machen: Grundsätzlich ist, dass Hornissen friedfertig bleiben, wenn sie in Ruhe gelassen werden. Wie alle staatenbildenden Insekten reagieren sie im Nestbereich (etwa 4m um den Nistplatz herum) auf ganz bestimmte Störungen, d.h. sie würden dann etwaige Störenfriede attackieren, um ihr Volk zu verteidigen. Etwaigen Attacken kann man sich jedoch leicht und meistens auch ohne Stiche entziehen, wenn man sich ohne heftige Abwehrbewegungen rasch vom Nestbereich entfernt.
Als Störungen im Nestbereich werden angesehen: heftige Bewegungen, längeres Verstellen der Flugbahn, plötzliche stärkere Erschütterungen des Wabenbaues, Manipulationen am Flugloch oder am Wabenbau, Anatmen der Tiere. Diese 5 Störfaktoren lassen sich jedoch leicht merken und ebenso leicht vermeiden. Wie sich in der Praxis bereits in zahlreichen Fällen erwiesen hat, ist es daher auch möglich, Hornissenvölker selbst im menschlichen Siedlungsbereich, z.B. Dachböden oder im Schuppen, bei etwas Rücksichtnahme zu belassen, ohne das Komplikationen zu befürchten wären. Hornissen, die außerhalb des Nestbereiches (weiter als ca. 4m vom Nest entfernt) auf der Suche nach Beute oder Baumaterial herumfliegen, weichen Störungen oder Bedrohungen durch die Flucht aus. Von Bedeutung ist auch, dass Hornissen bei der Nahrungssuche nicht wie lästige Wespenarten den Menschen anfliegen. So findet man auch keine Hornissen am Kaffeetisch oder an Limonadenflaschen. Mütter müssen deshalb auch nicht befürchten, dass ihre Kinder belästigt werden.
Da Hornissen selbst in der Dämmerung ausfliegen, können sie zuweilen nächtliche Lichtquellen anfliegen, aus deren „Bann“ sie sich dann nicht mehr zu lösen vermögen. Auch diese Tiere sind, da abseits vom Nest, selbst bei Störungen niemals angriffslustig. Durch Löschen des Lichtes, so dass die Hornissen sich wieder orientieren und abfliegen können, rechtzeitiges Schließen der Fenster vor dem Anschalten des Lichtes oder durch den Gebrauch von Fliegendraht, lassen sich bei etwas Verständnis für die Biologie dieser Tierart solche Situationen leicht entschärfen.
Der besorgniserregende Rückgang der Wespen- und Hornissenvorkommen, wie auch der Rückgang vieler anderer Tierarten, zeigt deutlich die zunehmende Verarmung und Gefährdung der natürlichen Lebensgrundlagen auch des Menschen.
Hornissen leiden unter Vorurteilen
Die Hornisse (Vepa crabro) ist das größte staatenbildende Insekt der heimischen Tierwelt. Leider wird sie immer noch häufig zu einem „Horrorwesen“ hochstilisiert. Falsche Überlieferungen über eine besondere Angriffslust von Hornissen gegenüber Menschen, Pferden und Bienen sowie übertriebene Darstellung über ihre schädliche Wirkung auf Forst- und Obstkulturen sind noch weit verbreitet. Die Ansicht, dass drei Hornissenstiche einen Menschen und sieben Pferde töten könnten, ist ein widerlegter Aberglaube. Versuche haben eindeutig bewiesen, dass selbst kleine Tiere wie Mäuse und Ratten mehrere Hornissenstiche unbeschadet überleben können. Auch dem Menschen können selbst mehrere, gleichzeitige Hornissenstiche von der Giftwirkung her nicht gefährlich werden.
Wie gefährlich sie tatsächlich sind
Kritische Situationen können allein bei solchen Personen auftreten, die speziell überempfindlich auf das im Giftsekret enthaltene Fremdeiweiß reagieren. Allergische Reaktionen können aber auch durch alle anderen Insektenstiche oder durch den Verzehr von nicht durchgegartem Tintenfisch (Oktopus) hervorgerufen werden. Nach Hornissenstichen müssen daher auch – falls überhaupt erforderlich – keine anderen Maßnahmen als nach Stichen von Bienen u.ä. ergriffen werden. Leider wissen viele Bürger noch nicht, dass die alten Vorstellungen über die Hornissen widerlegt und somit falsch sind. Bei gesamtökologischer Betrachtungsweise muss festgestellt werden, dass die Hornisse dem Menschen keine bedeutsamen Schäden zufügt und dass sie ein schützenswertes Insekt ist, das zu Unrecht verfolgt wird. In weiten Teilen Mitteleuropas ist sie bereits ausgerottet. Die natürlichen Lebensräume und Nistgelegenheiten sind bereits so dezimiert, dass die Hornissen relativ oft leere Bienenwohnungen, Dachböden und Vogelnistkästen beziehen müssen, um überleben zu können.
Auch Wespen haben ihre Daseinsberechtigung
Unsere Wespen sind ein Teil der Natur. Sie haben wie jede Art ihre „ökologische Planstelle“. Als Insektenjäger vertilgen sie vor allem Fliegen und leisten so ihren Beitrag zur Ausgewogenheit des Naturhaushaltes. Die Natur funktioniert nur im Zusammenwirken aller. Auch Wespen besetzten Stellen im ökologischen Netz. Jeder Ausfall führt dazu, dass das Netz, das alle hält, löchriger und brüchiger wird. Bei allen Begegnungen mit den gelb-schwarzen Fliegern sollen wir daran denken und uns erinnern, dass die zuweilen lästigen Tischbesucher meist nicht die sind, die im entdecken Wespennest wohnen.
Sollte es doch einmal zu einem Stich gekommen sein
Wespen- und Hornissenstiche sind für normal empfindliche Menschen oder Tiere in der Regel ungefährlich und z.B. nicht gefährlicher als Bienenstiche. Nur für Menschen, die allergisch auf Insektengifte reagieren, besteht ernsthafte Gefahr. Der anfängliche Schmerz nach einem Wespen-, Hornissen-, Bienen- oder auch Hummelstich und die lokale Schwellung sind eine normale Reaktion und haben nichts mit einer Allergie zu tun. Die Schwellung geht nach einiger Zeit von selbst zurück.
Das Gift von Hornissen ist ähnlich zusammengesetzt wie das von Bienen oder Wespen. Es unterscheidet sich durch seinen Gehalt an Acetylcholin, das die Herzfunkton beinträchtigen kann.
Nach einem Stich hilft ein schnelles Erwärmen der Einstichstelle mit einer heißen Kompresse oder einer erwärmten Münze. Ebenso kann man auch heißes Kerzenwachs darauf tropfen lassen, oder man kauft sich in der Apotheke einen Stichheiler. Durch die Anwendung der Wärme gerinnt das Eiweiß und verteilt sich nicht weiter im Körper. Hilfreich kann auch das Einreiben der betroffenen Hautpartie mit einer Salbe gegen Insektenstiche sein, um stärkere Schwellungen zu vermeiden.
Bestehende spezielle Allergien gegenüber Insektenstichen können, wie bereits erwähnt, gefährlich werden und erfordern rasche ärztliche Hilfe. Eine Hypnosesensibilisierung ist anzustreben; nähere Auskünfte erteilt Ihr Hausarzt.
Erste Hilfe/Therapie
Die meisten Stiche sind wie gesagt ungefährlich und bedürfen keiner besonderen Therapie. Die Schmerzen lassen sich durch kalte Umschläge (Eisbeutel) lindern. Bei Stichen im Hals- und Mundbereich ist wegen der Erstickungsgefahr ärztliche Hilfe aufzusuchen. Dies gilt gleichermaßen bei ausgeprägten Lokalreaktionen und Allergie!
Ein Allergiker darf einen Stich von Bienen, Hummeln, Wespen oder Hornissen nicht als Bagatellfall betrachten. Der Gestochene soll für einige Stunden nicht allein gelassen werden bzw. sollte er allein sein, sich nicht hinlegen und einschlafen, wegen der Gefahr von Überempfindlichkeitsreaktionen. Bei bekannter Allergie soll der Patient flach gelagert werden, ggf. Schocklagerung mit erhöhten Beinen. Ein Zweithelfer muss sofort einen Arzt rufen!
Art und Schweregrad der Allergie kann ein Allergologe abklären. Die Hypnosesensibilisierung wird heute mit gereinigten Insektengiften erfolgreich durchgeführt. Darüber hinaus gibt es wirksame Medikamente, die der Allergiker selbst zur Sofortbehandlung einsetzen kann. Die meisten Allergiker haben bei früheren Stichen aber schon ihre Erfahrungen gesammelt und wissen selbst, wie sie reagieren und was zu tun ist.
Was man sonst noch wissen muss
Es wurde bereits erwähnt, dass Hornissen als einzige unter den „problematischen“ Hautflüglern bei genügend hohen Nachttemperaturen im Sommer auch nachtaktiv sind. Dies wird häufig nur ganz beiläufig erwähnt, kann aber zu erheblichen Beeinträchtigungen führen, da sie magisch von hellen Lampen und Zimmern angezogen werden.
Bei Gartenfesten Beleuchtung soweit wie möglich dimmen und reduzieren, keine offenen Kerzen, keine hellen Petroleumlampen einsetzen, gedämpfte Farben vom Lampions und bunte Glühlampen (keine weißen) sind ganz gut. Vor allem keine Halogenstrahler! Wenn sich trotzdem Hornissen unter die Gäste mischen, ist die beste Methode „Licht aus und einige Minute warten“. Dann fliegen die Hornissen wenigstens für eine Weile wieder nach Hause (jugendliche Partygäste werden sicher dankbar sein, wenn das Wiedereinschalten des Lichtes vorher bekanntgegeben wird).
Und noch ein Punkt, der leider in keiner Informationsschrift steht, der aber dennoch wichtig ist. Wie bei allen Tiere, die etwas fressen, werden auch von den Hornissen die unverdaulichen Nahrungsreste ausgeschieden und fallen bzw. tropfen unter das Nest. Dies kann bei größeren Völkern zu einer ganz beachtlichen Ansammlung von Abfällen führen. Dieser feuchte Brei wird zwar in der Regel von irgendwelchen Käfern, Maden und Kleininsekten weiterverarbeitet. An den warmen Standorten, die Hornissen zur Gründung eines Volkes bevorzugen, können diese Reste unter dem Nest zu erheblichen Geruchsbeeinträchtigungen führen, die auch in benachbarten Räumen bzw. durch die Zimmerdecke feststellbar sind. Bei Nestern auf Dachböden dringt dieser Saft allmählich durch die im Allgemeinen nur locker verlegten Bodenbretter in die Zwischendecke ein und verliert seinen Geruch erst, wenn er eingetrocknet ist. Auch in „Rollokästen“ kann es Abfallprobleme geben, sei es durch Verfärbung der Tapeten im Zimmer, sei es durch hässliche Streifen am Putz des Hauses. Um derartige Beeinträchtigungen zu vermeiden, bietet sich als einfachste Lösung an, bei frei hängenden Nestern sofort eine Plastikfolie (ca. 1 m²) unterzulegen, oder man schiebt eine Schachtel mit Katzenstreu darunter. Rollokästen neuer Bauart sind im Allgemeinen so gebaut, dass keine Probleme auftreten. Dennoch empfiehlt es sich, sorgfältig auf kleine Veränderungen zu achten, bevor großer Schaden eingetreten ist. Oft ist dann eine individuelle Lösung angebracht. Unverzichtbar ist aber die Reinigung im Winter, wenn das Volk abgestorben ist.
Noch eine Bitte zum Schluss
Entdecken Sie irgendwo ein Hornissennest, so rufen Sie bitte ihre Feuerwehr an,diese organisiert die zuständige Behörde. Ihre Information dient dem Naturschutz und dem Erhalt einer vom Aussterben bedrohten Insektenart.
Text: Friedrich KACH, Kirchenstraße 31, 9065 Ebenthal,